Stefan
Der Allround-Horseman
Ob Stefan Schneider den Pferdevirus mit der Muttermilch aufgenommen hat, ist nicht überliefert. Wohl aber, dass der gebürtige Saarländer von Kindesbeinen an mit den großen Vierbeinern zu tun hatte. 1957 in eine Pferdefamilie hineingeboren, die stets eigene Pferde besaßen, begann Stefan Schneider seinen reiterlich nahezu allumfassenden Werdegang bereits als Kind zunächst im Springsattel.
Eher ungewöhnlich für die 1970er blickte Schneider bald über den deutschen Tellerrand hinaus und interessierte sich schon als junger Mann für Reitweisen, die sich heutzutage in der deutschen Reiterlandschaft fest etabliert haben, damals aber noch als exotisch galten. Jean-Claude Dysli und seine Frau Magda, Pioniere des Westernreitens in Europa, waren die ersten, die Stefan Schneider für diese einhändige Arbeitsreitweise, die auf Impulsen basiert, begeistern konnten. Regelmäßige Besuche bei dem Schweizer Ehepaar in Deutschland und Spanien inspirierten Schneider, neue Wege im Umgang mit den Pferden zu gehen. Nach seinem erfolgreich abgeschlossenen Veterinärmedizinstudium in Berlin trainierte er mit den renommierten Westerntrainern Reinhold und Maik Bartmann und nahm mit seinem Criollo- und seinem QH-Hengst an Reining und Working Cowhorse-Turnieren teil. In den 1990ern lernte Schneider, der seit 1987 eine eigene Tierarztpraxis und Pensionspferdehaltung in der Pfalz betrieb, in Spanien Manolo Oliva und Manolo Rodrigues kennen, die ihn mit der Doma Vaquera-Reitweise in Berührung brachten.
Dieser in Anlehnung an die Arbeitsreitweise der spanischen Rinderhirten entstandene Reitstil fasziniert Stefan Schneider heute am meisten. Mit verschiedenen in Spanien und Portugal gezogenen Pferden nimmt er regelmäßig in der Masterclass, der schwierigsten Klasse, an internationalen Working Equitation-Turnieren teil. Diese werden einhändig auf blanker Kandare geritten und bestehen aus mehreren Teildisziplinen wie einer Dressur, in der fliegende Galoppwechsel, Traversalen und Galopppirouetten verlangt werden, einem Stiltrail und einem Speedtrail sowie der Rinderarbeit.
Stefan Schneiders seltene Fähigkeit, sich rasch in jedes Pferd hineinzuversetzen sowie sein hippologisches Know-how, das in seiner Bandbreite eine Seltenheit darstellt, erlauben es ihm, zu jedem Pferd rasch den richtigen Zugang zu finden.
Pferde Pferde sein lassen!
„Artgerechte Pferdehaltung und pferdegerechter Umgang sind für mich das A und O, um Zufriedenheit und Motivation der mir anvertrauten Pferde sicherzustellen. Als Herdentiere wollen Pferde ausreichend Bewegung und Sozialkontakte und sind bei der Arbeit viel ausgeglichener, wenn man diesen Grundbedürfnissen in der Haltung Rechnung trägt.
Im täglichen Umgang mit dem Pferd, sei es am Boden oder unter dem Sattel, ist es wichtig, dass der Mensch sozusagen als „Herdenführer“ anerkannt wird. Das Pferd muss uns vertrauen und als denjenigen respektieren, der das Sagen hat. So etwas funktioniert nicht mit Gewalt, sondern mit intensiven vertrauensbildenden Maßnahmen von Anfang an. Ich arbeite die Pferde, insbesondere die jungen, vom Boden aus und mache sie mit Stimmkommandos und meiner Körpersprache vertraut.
Dieses Training ergänze ich durch die Arbeit am langen Zügel, bei der das Pferd selbstbewusst vorauslaufen muss. Wichtig ist mir dabei immer, dass die Pferde möglichst viel sehen und sich an die unterschiedlichsten Umwelteinflüsse gewöhnen. Hat das Pferd zum Menschen Vertrauen gefasst, eine Art Grundgehorsam erlernt und weiß, dass es in Ruhe Neues lernen darf, haben wir es bei der Arbeit im Sattel sehr viel leichter.“